Mittwoch, 7. Mai 2008
Queensday, Dutchday oder, wann fahren wir ohne Holland das naechste Mal zur WM?(27.04.2008)
Es war an einem Sonntag Vormittag, als mich Tessa mit Versprechungen nach Kroketten, Kaassoufles, Frikandel und Patat Spezial und Bamis und Nasis in die Stadt lockte. Denn es war der hollaendische Koeniginnen Geburtstag. In Holland feiert man den erst am 30.04. aber in Australien sind wir ja sowieso Europa in der Zeit voraus, da kommt es auf drei Tage auch nicht an. Und Sonntag ist ja schliesslich Wochenende, da kommen dann auch noch ein paar Australier zum Fest vorbei. Im Auto sitzend frug ich beunruhig: "Werd ich da denn auch nicht verhaun? Ich bin doch deutsch." Nein, sagte Tessa, wir verkleiden dich." Mit meinem orangefarbenen T-shirt, das ich schon aus Solidaritaet trug dachte ich, waere ich schon genaug under cover, doch es musste auch noch eine hollaendische Flagge rechts und links auf die Wange (sagts keinem weiter:-))
Als wir dann endlich auf dem Platz ankamen: Die erste Freude: es gabe Grolsch und Heineken in Massen, wenn man auch eingezeunt in einem kleinen Biergarten am Stehtisch stehen musste. Aber da da alle standen machte das auch nichts. Jedoch die erste Enttaeuschung: es gab keine Pommes spezial, keine Bami, keine Nasi, keine Kaassoufflee, dafuer aber umso leckere Kroketten und "Bratwurst" deren Verkaeufer am Stand uns fragten: "Welche Flagen tragt ihr denn da, Frankreich?"- Die Australier! Verkaufen komische Wuerstchen unter deutschem Namen auf einem hollaendischen Fest und wissen noch nicht mal zu welchem Zweck die Leute sich in orangfarbener Kleidung sich betrinken. Naja, aber Tessa nahm's gelassen. So auch uebrigens all die anderen Hollaender als sie von meiner Herrkunft erfuhren. Sie waren sogar etwas erleichtert, denn immer, wenn ich mit Tessa unterwegs war und sie natuerlich auf hollaendisch mit den ganzen Leuten gequatscht hat, hab ich immer nur daneben gestanden , zugehoert und freundlich gelaechelt. Als dann raus kam, dass ich so ruhig war, weil ich der Sprache nicht maechtig war, sagten sie: Gott sei dank, du bist deutsch, wir dachten schon dur waerst stumm oder bloed oder so..."- Nein, ich war zum Glueck nur deutsch. Doch all der Freundlichkeit zum trotz, konnten sie es nicht lassen: gefuehlte 24h nachts, aber es war wohl erst 19h(tja, wer schon um 14h anfaengt zu trinken...) uebertoenten die Hollaender in der Bar, die am Rande des mittlerweile beendeten Festes lag und in der man sich zum Miteinander versammelt hatten, die lokale Musikanlage und sangen mit einem verschmitzten Laecheln auf dem Gesicht in meine Richtung(wohlgemerkt auf deutsch):
"Schade Deutschland, alles ist vorbei, alles ist vorbei, alles ist vorbei. Schade Deutschland, alles ist vorbei, alles ist vorbei alles ist vorbei."
Danach herrschte eine erwartungsvolle Stille in der Bar. Ich, die einzige deutsche Vertretung in einer Bar voller "Tulpenfresser;-)". Konnte ich das auf mir sitzen lassen. Nein, natuerlich nicht. Was blieb mir anderes uebrig als tief, sehr tief luftzu holen und dann aus vollem Halse: "Ohne Holland fahrn wir zur WM" zu bruellen. Ich hab mich uebrigens nur eine Zeile lang getraut. Dann hab ich Angst bekommen, weil ich mir dachte: "Oh man, Doris, was machst du hier gerade." Doch die Reaktion: Allgemeine Heiterkeit. Sie fanden es sogar sehr lustig, dass ich so alleine gekontert hatte. So wurde mir ein Bier spendiert und ich musste zugeben: was waere mein Leben ohne Amsterdam, ohne Isselstraand, ohne Strombroek, den Mihaes und vor allem Zandvoort?! Ich haette kaum Spass im Leben gehabt. Kurz bevor der harte Kern von uns circa 20 Leute den Abend in einer Bar in Melbourne haben ausklingen lassen (denn die Bar am Rande des Festivals machte schon um 8Uhr zu, naja, es war ein Cafe), lud ich noch ein paar nette Hollaender zu mir nach Bochum ein fuer den Fall, dass Holland bald unter geht wegen der globalen Erwaermung. Meine Einladung wurde dankend angenommen, weswegen ich uebrigens sehr auf den Energieverbrauch achte und um 23h lag ich in meinem Bettchen, sehr muede voller neuer interkulureller Impressionen.

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